Am 1 Jänner 2013, lange bevor der Dieselskandal hohe Wellen schlug, trat für LKW’s und Busse über 3,5 Tonnen die EURO 6 Abgasnorm in Kraft. Damit sind die Grenzwerte für Feinstaub noch einmal ordentlich abgesenkt worden. Ausserdem wird neben der Partikelmasse erstmals auch die Partikelanzahl gemessen.
Toll, sollte man meinen. Damit ist wohl das Problem der Abgase, wenn auch nicht ganz gelöst dann zumindest massiv entschärft.
Weit gefehlt. Beim Feinstaub – und ich beschränke mich hier nur auf den Feinstaub – wird noch mehr getrickst als beim Dieselskandal, der nach außen bis dato eher die PKW Sparte betraf. Und zwar nicht mittels Abschaltvorrichtungen (zumindest nicht soweit wir das wüssten), sondern durch die Nutzung von löchrigen Regeln und unzureichender Messtechnik.
Beim Feinstaub wird seit jeher Feinstaub mit einer Partikelgröße von 10 Mikrometer und mehr gemessen. Das ist mittlerweile zwar schon verfeinert worden dass nun auch Partikel mit 2,5 Mikrometer gemessen werden. Daher die Regel, dass nicht nur die Partikelmasse, sondern auch die Partikelanzahl gemessen wird.
Sie müssen wissen dass Feinstaub Partikel aus Dieselabgasen mit abnehmender Größe zunehmend gefährlicher werden. Also, je kleiner das Staubteilchen, desto kränker wird der Mensch beim Einatmen desselben. Mit anderen Worten – eintausend Partikel mit Partikelgröße 2,5 Mikrometer sind deutlich gefährlicher als ebenfalls eintausend Partikel mit 10 Mikrometern. Das kommt vor allem daher, dass kleinere Partikel viel tiefer in Ihren Organismus eindringen können.
Warum sollte Sie das interessieren?
Tja, leider ist bei der Reise zu den immer kleineren Partikeln bei 2,5 Mikrometern nicht Schluss. Moderne Dieselmotoren der EURO 6 Klasse arbeiten mit sehr hohem Druck und auch mit sehr hohen Temperaturen. Bei früheren Dieselmotoren wollte man die Temperatur nicht so sehr in die Höhe treiben, weil das die Produktion von Stickoxiden massiv erhöht hat. Da bei EURO 6 die Stickoxid Grenzwerte allerdings schon so niedrig sind, dass ohne eine SCR Anlage (Harnstoffeinspritzung) nichts mehr geht, erledigt sich das Thema Stickoxide ohnehin von selbst. Allerdings nur, wenn die SCR eingeschalten ist – was sie oft nicht ist – wie wir auch schon aus den Nachrichten wissen.
Mit hohen Temperaturen und Drücken erreicht man nicht nur vermehrte Stickoxidproduktion sondern auch wesentlich kleinere Partikel. Und ich meine damit sehr viel kleiner als 2,5 Mikrometer. Die Reise geht runter bis in den einstelligen Nanometer-Bereich. Zum Vergleich: ein Milimeter besteht aus 1000 Mikrometern und aus einer Million Nanometern. Das heißt auch dass ein 10 Nanometer großes Partikel 250 Mal kleiner ist als die Untergrenze bei der Messgröße für Partikel. Noch ein Vergleich – wenn der 10 Nanometer kleine Partikel eine 1cm grosse Weintraube wäre, dann wäre die Untergrenze für die Partikelgröße etwa 2,5 Meter – also größer als jeder Mensch.
Warum ist das ein Problem. In der Partikelmasse sollten diese doch auch berücksichtigt werden – aber leider ist das nicht so! Die derzeitigen Messmethoden sind im Nanobereich nicht mehr verlässlich, unter 70 Nanometer ist ohnehin alles unsichtbar für sie. Das heißt, dass Dieselmotorenerzeuger nur die Partikel klein genug machen mussten, weil diese dann nur noch in speziell ausgerüsteten Labors messbar sind. Leider sind diese Partikel auch hochtoxisch. Wir reden daher nicht nur von Lungenkrebs oder Asthma, nein wir reden von schweren Herzinfarkten, Schlaganfällen und Demenz.
Ihr Herzinfarkt könnte von einem Schnitzel zuviel pro Tag gekommen sein, genauso aber auch vom Feinstaub, den Sie jeden Tag atmen. Ihre Pollenfilteranlage hilft Ihnen hier überhaupt nicht. Unter 70 Nanometer sind diese Partikel Aerosole – also Feststoffe die sich wie Gase verhalten. Die bleiben nahezu permanent in der Luft die wir atmen und machen auch vor nichts halt. Am Ende ist Nanofeinstaub sehr demokratisch, weil man sich vor ihm gar nicht schützen kann, außer eben man produziert ihn erst gar nicht.
Dazu müsste aber der Gebrauch von Diesel und auch der von Benzin sehr massiv eingeschränkt werden.
LNG (eigentlich Erdgas) produziert erst gar keinen Feinstaub bei der Verbrennung – genauso wie Elektrofahrzeuge. Da es genauso wie Diesel funktioniert, ohne aber diesen Dreck erst zu erzeugen und dabei auch noch genauso wirtschaftlich wie Diesel ist, wäre damit das Problem bequem vom Tisch. Wie sieht’s aus? Ist unser Überlebenstrieb stark genug?