Jetzt ist es endlich soweit. Nachdem sich die OMV Mannen scheinbar endlich von der Nach-Nabucco-Starre gelöst haben, wurde schnell und schlau die South Stream als Lösung für alle Energieprobleme der ÖsterreicherInnen aus dem Hut gezaubert. Wir gratulieren.
Aber lassen wir doch einmal den Feuerwerksrauch abziehen und den Knall der Sektkorken verhallen. Was bleibt dann für Österreich, die BewohnerInnen des Landes, aber auch für die OMV am Tisch?
Das Prinzip ist nicht schwer zu verstehen. Die alte Pipeline führt durch das unfreundlich gewordene ukrainische Staatsgebiet und die South Stream wird dieses umgehen, indem sie sich direkt durch das Schwarze Meer schlängelt. Kein Gastransit, keine bösen Ukrainer die sich bedienen könnten, keine Gaskrise mehr. Toll.
Aber wie alles im Leben hat auch das seinen Preis.
Nun ist es schon so, dass die andere neue russische Gasröhre, die dazu gemacht war unfreundliche Länder zu umgehen, ein finanzieller Schlag ins Wasser war. All jene die sich in der North Stream engagiert haben, mussten schon so einiges an Geld in den Wind schreiben.
Es ist schon komisch, dass es die Ukraine-Krise gebraucht hatte, um dieser Baltischen Pipeline endlich einen Sinn zu geben. Aber wie schon gesagt kommt all das zu einem Preis, und den muss man bezahlen wollen.
Die South Stream ist, aber ungleich komplizierter und technisch aufwendiger als die North Stream und wird deswegen auch wesentlich teurer. Außerdem landet die North Stream direkt im Kundenland. Keine Transitländer um die man sich kümmern müsste. South Stream führt, aber zumindest durch Bulgarien und durch Ungarn bevor sie zu uns oder weiter in den Westen kommt. Beide sind nicht gerade die großen Russland Freunde, ganz besonders nach allem was in der Ukraine passiert ist.
Umgehen der Transitländer ist hier nicht wirklich eine vollständige Option.
Man kann also getrost davon ausgehen, dass die South Stream, so sie überhaupt jemals gebaut wird, eine eher sehr teure Pipeline wird. Dreimal darf man dann raten, wer denn diese exorbitanten Mehrkosten tragen würde. Ganz genau, mit Sicherheit der Konsument.
Jetzt ist es, aber dummerweise so, dass bei uns der Gaspreis mehr oder weniger liberalisiert ist und deswegen kann man ihn nicht mehr einfach auf den Kunden umwälzen. Daher wird man wohl die heimischen Energieunternehmen vergattern, sodass man doch noch ein wenig aus anderen Aktivitäten quersubventionieren solle damit der teure Gasbezug gedeckt werden kann. Ob das jemals so kommen kann, frage ich mich ernstlich.
Aber damit nicht genug, neues Gas aus Russland wird auch nicht gerade billig werden. Wie ich schon etliche Male geschrieben habe sind alle derzeit in Produktion befindlichen Felder in Westsibirien jenseits des Peaks. Das heißt, dass die maximale Förderrate bereits überschritten ist und dass diese Felder nun immer leerer werden und nur noch mit Stimulationstechniken gefördert werden können.
Das bedeutet für uns, dass wir unser Gas aus Feldern bekommen, die nahezu ausgefördert sind und sich dem Ende zuneigen. Nun hat Russland massig neues Gas, aber sehr vieles davon ist entweder in Ost Sibirien und damit für uns unerreichbar weit weg (das geht nach China), oder aber sie sind sehr schwer zu entwickeln.
Alles was man in der Arktis tut wird sehr schwierig und richtig teuer. Shtokman ist zum Beispiel ein sehr großes Feld, aber es befindet sich auch in der Barentssee, nicht gerade die Adria. Dort gibt es ganzjährig Eisberge von der Größe Vorarlbergs und alles muss sehr weit von der Küste entfernt gemacht werden.
Das Feld ist so schwer zu entwickeln, dass selbst Gazprom beschlossen hatte es auf die hohe Kante zu legen und derzeit nichts damit zu tun. Da wäre noch Yamal, aber auch dort ist nicht Tante Friedas Schrebergarten.
Faktum ist, dass alles neue Gas aus Russland sehr viel teurer werden wird, als das was wir jetzt haben und das hält nicht mehr ewig. Womit also soll die schon sehr teure South Stream gefüllt werden? Wenn wir uns vor solchen Zahlen nicht fürchten, sollten wir auch keine Angst vor LNG haben.
Ganz nebenbei ist die South Stream auch keine Schnelllösung. Was machen wir, wenn uns morgen der ukrainische Pipeline Strang um die Ohren fliegt? Der Bau der South Stream wird zumindest 3 Jahre dauern und da darf nichts dabei schief gehen.
Schon jetzt macht die Krim und das damit verbundene Sonderbudget in Moskau gewaltige Probleme. Stellt euch einmal vor, das Geld wird zurückgeschraubt und den Einwohnern der Krim geht‘s plötzlich nicht mehr so gut wie jetzt.
Wovon rede ich? Na ja, als Russland die Krim geschluckt hatte, haben sie auch die finanzielle Belastung übernommen. Die Krim ist nämlich schlimmer heruntergewirtschaftet, als der Rest der Ukraine. Damit sind die Ukrainer eine Last los und die Russen haben einen Klotz am Bein. Ewig wird Russland die Bewohner der Halbinsel nicht subventionieren wollen und irgendwann von ihnen verlangen, zumindest einen Teil der selbst verursachten Misere mit zu tragen. Dann wird das mit der Zustimmung der Bevölkerung auch anders aussehen.
Warum ist das für die South Stream relevant? Nun, wenn man zumindest einen Teil der South Stream durch die Krim verlegte, würde das Rohr zumindest ein wenig billiger. Das würde ich mir angesichts dieser Sicherheitsaspekte gründlich überlegen.
Aber wenn wir uns das aus rein österreichischer, egoistischer Sicht anschauen, wird es nicht unbedingt besser. Seit Jahren faseln wir davon Energie-unabhängiger zu werden. Seit Jahren reden wir von mehr Diversifikation, weil wir ohnehin schon zu 60% unser Gas aus Russland bekommen und seit Jahren tut sich de facto rein gar nichts außer, dass wir vor einigen Tagen den verstärkten und immerwährenden Anschluss an die Gazprom proklamiert haben.
Wie unabhängig sind wir jetzt geworden? Schiefergas machte die USA so unabhängig, dass sie auf die Meinung von egal wem in der Welt pfeifen können. Das ist Macht. Das ist Unabhängigkeit. Wir aber müssen uns weiter vor dem fürchten, was Tausende Kilometer von uns entfernt passiert. Das ist jämmerlich.
Dabei bin ich gar nicht gegen Gas aus Russland. Die Russen waren für uns oft bessere Vertragspartner als wir das für sie waren. Aber Vorteil aus dem South Stream Anschluss ziehen die Österreicher sicher keinen.
Oder ist da vielleicht doch wer?
Eine kleine Schar unbeugsamer OMV Manager haben nämlich schon ihren Vorteil. Sie können das Land glauben machen sie täten etwas für die Versorgungssicherheit, wenn sie in Wahrheit nur wieder eine Milliarden Luftnummer im Geschäftsbericht schaffen und diese Luftnummer dient dann ganz zufällig als Bemessungsgrundlage für ihre Bonis. Ein Schelm der Böses denkt.
Und wenn die dummen ÖsterreicherInnen den Braten riechen und merken, dass sie wieder einmal die Gelackmeierten sind, dann sind diese Herren alle schon im wohlverdienten Ruhestand.
Die Rechnung für die Party zahlen andere. Hinter mir die Sintflut.