Wesentlich über 400 Tage sind es nun, dass Ernst Wohlfahrt und ich versuchen der österreichischen Bevölkerung, der Wirtschaft und den Politikern LNG als Treibstoff näher zu bringen. Es war eine schöne Zeit, aber sie war auch reich an Enttäuschungen, Rückschlägen und Wendungen.
Vor allem aber hat sich eine alte Redewendung mehr als bewahrheitet. „Die lange Bank ist des Teufels liebstes Möbelstück“. Und sie ist es auch für den geborenen Österreicher.
Schon in meiner Zeit in der EconGas lernte ich sie kennen, in ihrer vollen Pracht. Nichts machten die für gewisse Projekte Verantwortlichen lieber als Entscheidungen ewiglich auf die lange Bank zu schieben. Auch wenn sich die Entscheidung bereits aufdrängte und jedem die furchtbaren Konsequenzen weiterer Verdrängung mehr als bewusst waren, wurde noch mit Gewalt verdrängt und beschwichtigt bis die Firma an der Wand klebte und nur noch durch regelmäßige Geldinjektionen am Leben erhalten werden kann.
Alles nur auf Inkompetenz zu schieben ist ein wenig einfach. Meine Erfahrung ist eher, dass sich die meisten der Realität der Situation durchaus bewusst waren. Sie wollten einfach nur nichts tun was die Situation hätte retten können, weil dies ja Entscheidungen bedurft hätte für die man verantwortlich gemacht werden könnte. Und wer will das schon. Manager, leitende Beamte und Politiker werden schließlich nicht fürs Entscheiden und die damit verbundene Verantwortung bezahlt. Oder etwa doch?
Genug der Polemik – kommen wir zum Kern der Sache.
Wir hatten unzählige Meetings mit Beamten und Politikern aller Couleur und Institutionen. Manche liefen echt gut und wir dachten, dass man sich die Sache zu Herzen nehmen würde – manchmal zumindest. Aber egal wie gut und egal welches Meeting auch zu laufen schien – das Resultat war immer dasselbe. Nichts. Keine Rückmeldung. Keine Reaktionen. Stattdessen standhaftes Aussitzen und Abwarten. Nur ganz selten ging jemand in die zweite Runde bei der es, aber dann auch blieb. Erstaunlicherweise sind es ausländische Investoren die sich für unser Projekt zu interessieren begannen. Nicht die Österreicher selbst.
Dabei fand jedoch kaum jemand etwas gegen unser Vorhaben vorzubringen. Wir wollten etwas für die ÖsterreicherInnen und die Umwelt tun. Die Geldbörse schonen und uns von ausländischen Energieimporten unabhängiger machen. Wer könnte dem etwas entgegensetzen? Ist etwa so wie gegen Kinderlachen oder Sonnenschein zu sein.
Aber das wahre Problem liegt ganz woanders. Wir wollen etwas tun und das verlangt von den Verantwortlichen Initiative zu zeigen oder für etwas zu stehen und das wollen die nie und nimmer. Das geht wie ein roter Faden durch alle Parteien und Institutionen. Aber auch durch alle staatsnahen Firmen und Konzerne. Weil die Mechanismen immer dieselben sind. Es ist so unendlich bequemer nichts zu tun und in Österreich gibt es fürs Nichtstun keine Konsequenzen.
Sehen wir doch nur die Hypo an. Seit etlichen Jahren wissen wir, dass wir da ein gewaltiges Problem haben, aber keiner tut etwas. Auch wenn die Verantwortlichen wissen, dass sie damit das Risiko für uns alle ins Unermessliche steigern, so halten sie doch lieber ihr persönliches Risiko sehr klein. Also, unglaubliches Risiko für die Bevölkerung ist viel weniger wichtig, als selbst sehr moderates Risiko für den einzelnen Beamten, Manager oder Politiker.
In einer funktionierenden Gesellschaft würde der Markt solche Statisten sehr schnell ausmisten und in der Versenkung verschwinden lassen. Aber Österreich ist kein funktionierender Markt, weil es durch ein Geflecht von Subventionen, Zuschüssen, Verboten und Reglements und vor allem unendlich viel Parteifilz durchwoben ist. Dieses Geflecht bringt die schlanken, innovativen und wettbewerbsfähigen sehr schnell um und sichert den von krebsgeschwüren zerfressenen Firmen ewige Macht über die geschundenen Konsumenten.
Diese Aussitzer sind brutaler als jeder Schulhof-Rambo weil sie jede Initiative, jede Neuerung im Keim ersticken, ungefähr so als ob ein großer Stein das Licht von einer Pflanze fern hält. Sie wird sterben. Diese Aussitzerei wird in Österreich als etwas Gutes angesehen wo es doch in Wirklichkeit schlimmer als jeder Schläger ist. Die Wächter der KZs waren solcher Aussitzer. Nur nicht denken, ob das was sie tun richtig ist oder nicht. Solange ich nichts tue kann ich auch nichts falsch machen. Das ist die Einstellung und sie ist grundfalsch.
Zweifelt noch immer jemand daran, dass in Österreich etwas getan werden muss? Jetzt einmal ehrlich – wer wagt es noch zu behaupten, dass in Österreich alles zum Besten stünde? Wohl nur noch die Klone, die Borgs, die Willenlosen, farblosen System Erhalter die das System mit einer unglaublichen Brutalität umbringen.
Das wissen die Entscheider und da sie dieses System gewissermaßen mit erschaffen haben, schützen sie es vor allem was da an Neuem kommt. Ob etwas für die Bevölkerung gut ist oder nicht ist hier keine Frage. Vielmehr ist wichtig, ob sie selbst davon profitieren oder zumindest keinen Schaden nehmen. Und leicht muss es auch gehen – wo kämen wir denn hin, wenn man für sein Geld auch noch etwas tun müsste?
Hinter mir die Sintflut und wenn das ganze Land verreckt – Hauptsache ich muss mich nicht rauslehnen oder auch nur ein kaum feststellbar kleines Risiko eingehen. Das ist nämlich schon zu viel.
Wir wollen eine ehrliche Debatte zu LNG als Treibstoff, weil wir Österreich wieder einmal mit einem Vorteil positionieren wollen. Der Debatte der Für und Wider stellen wir uns gerne, wenn es denn eine solche geben kann. Und sie wird sich nicht verhindern lassen denn wie schon Victor Hugo einst sagte nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee deren Zeit gekommen ist. Und die Zeit für sauberen, billigen Treibstoff und Energie ist definitiv reif.
Wir bringen das Thema dorthin wo es hingehört. Weg von feigen Beamten und Politikern und hin zu den BürgerInnen, weil es schlussendlich jene sind, die davon profitieren sollen.