Viele der österreichischen Biogas-Hersteller kämpfen ums Überleben. Sie wurden einst als DIE Lösung für unsere Grüne Energie Probleme gesehen. Heute sind viele Anlagen Monumente einer oft sehr einfältigen Energiewirtschaft.
Der durchschnittliche Biogas-Betreiber fährt auf einem sehr einfachen Geschäftsmodell. Er kauft Biomasse – der Einfachheit halber meistens Maissillage – und verarbeitet diese in seinen Fermentierern zu einer Biomethan- Mischung und einem vergärten Rest, der sich gut als Dünger eignet.
So weit – so gut. Doch wie alle anderen Unternehmer unterliegt auch er den Gesetzen des Marktes und die sind ähnlich einfach. Wenn du mehr ausgibst als du einnimmst, dann machst du Bekanntschaft mit dem Konkursrichter.
Die allermeisten Biogas-Anlagen wurden gebaut, um Strom zu erzeugen. Biogas lässt sich speichern, zumindest in gewissen Mengen und wesentlich besser als Strom, was daraus eine recht interessante, mit wenig Aufwand flexibel zuschaltbare Energiequelle machen würde.
Nur sind die meisten Anlagen leider nicht so konzipiert. Meistens wird direkt verstromt, was die schöne Flexibilität gleich wieder zunichte macht. Warum haben aber die Anlagenbetreiber nicht in mehr Flexibilität investiert? Nun, in einem Markt in dem dir dein Strom immer zum Vorzugstarif abgenommen wird, braucht man keine Sonderanstrengungen zu unternehmen, besser zu sein. Man bekommt ohnehin schon wesentlich mehr als alle anderen.
Aber kommen wir zum wahren Problem. Biomasse ist teuer. Zumindest ist sie heute wesentlich teurer als noch vor einigen Jahren, als viele dieser Anlagen gebaut wurden. Und zeitgleich sind die Großhandelspreise für Strom gefallen.
Diese Schere ist tödlich für unsere Biogas-Betreiber, denn nun sind die Gestehungskosten pro Einheit Biogas massiv in die Höhe geschnalzt und zeitgleich hat sich der Preis pro verkaufter Einheit verringert. Man muss kein Mathematikgenie sein, um zu merken was passiert.
Wenn der Gestehungspreis unter den erzielbaren Preis fällt gibt es ein Problem. Zusätzlich sind alle Biogas-Anlagen über die ersten Jahre ihres Daseins gefördert worden, entweder direkt oder indirekt. Diese Förderungen haben den erzielbaren Preis pro Einheit Biogas oder Strom massiv ins Positive verändert für die Anlagenbetreiber.
Nun ist die Situation aber so schlimm, dass selbst mit den Förderungen kein Geld mehr verdient werden kann. Das heißt, dass selbst der höhere, gestützte Preis nicht mehr reicht um die Herstellungskosten zu decken.
Es gibt nur zwei Methoden um diese tödliche Situation zu entschärfen. Entweder man schafft es die Kosten radikal zu senken oder man kann einen besseren Markt für sein Produkt finden.
Interessanterweise dürfte bei Biogas beides möglich sein. Zumindest bei vielen Anlagen.
Die meisten Biogas-Anlagen sind noch nicht einmal ansatzweise dort angelangt, wo sie kostenmäßig hingehören. Die Kunst aus Biomasse Methan zu erzeugen ist genau das, eine Kunst, und braucht Erfahrung. Außerdem ist die Methanogenese an sich eine Wissenschaft in den Kinderschuhen und erfährt gerade heute einen unerhörten Entwicklungsschub.
Genug des Geredes – kommen wir zum Kern. Erst mit großem Aufwand Biogas erzeugen, damit man es dann einfach so verstromt ist dumm, weil man die beste Eigenschaften des Gases an sich mit der Verwandlung in Elektrizität gleich wieder vernichtet. Die Möglichkeit es zu speichern und als Treibstoff zu verwenden, damit halst sich Biogas alle Nachteile der Windstromproduktion um – vor allem aber die schlechte Lagerbarkeit.
Richtig verwendet wäre Biogas nämlich ein nahezu emissionsfreier Treibstoff für alle Arten von Verbrennungsmaschinen. Ja, auch wenn es die Grünen nicht wahr haben wollen, aber Biogas ist besser als Wasserstoff und besser als ihre geliebte E-Mobilität. Es ist billiger, effizienter und vor allem sofort ohne weitere technische Neuerungen einsetzbar.
Damit steht das supersaubere Biogas (oder BioLNG für die flüssige Form) in direkter Konkurrenz zur Giftsuppe Diesel. Und der ist pro Energieeinheit wesentlich teurer als jeder Strom.
Desweiteren geht die Preis-Reise beim Diesel eher nach oben als nach unten. Die großen, einfach zu fördernden Felder sind alle jenseits ihrer spitzen Förderquote. Es gibt wohl noch genug Erdöl in der Kruste unseres Planeten, aber das wird immer schwieriger (also teurer) zu fördern, was sich nicht unbedingt absenkend auf den Dieselpreis auswirkt.
Beim Biogas jedoch stehen wir vor nahezu unglaublichen Innovationsschüben. Und das auf allen Segmenten der Produktionskette. Völlig neue Biomasse-Lieferanten wie einzellige Algen oder Feldfrüchte, die sich als Bodenverbesserer in die Fruchtfolge eingliedern, werden Kosten senken. Ein nützlicher Nebeneffekt ist dabei das Ende der „Tank oder Teller“ Debatte.
Bei der Fermentation werden immer neue Wege ausgetüftelt wie die verschiedenen Bakterienstämme zusammenleben, um eine optimale Methanausbeute zu erhalten und bei der Rohgasaufbereitung etablieren sich völlig neue Möglichkeiten, nicht nur das unerwünschte CO2 im Rohgas auszufiltern, sondern dieses auch noch in eine Ressource zu verwandeln die mit einem Mal Cash Flow erzeugt.
Und hier kratze ich gerade erst einmal an der Oberfläche. Aber auch nach der Biogas-Anlage tut sich etwas. Bis dato hatten die Biogas-Betreiber nur die Wahl entweder gleich zu verstromen, oder aber ins Netz einzuspeisen, um damit alle Kunden in der Regelzone zu erreichen. Das allerdings ist teuer.
Überdies könnte sich in den nächsten Jahren ein Fenster auftun. Verglichen mit den Einspeisetarifen ins Netz ist Verflüssigung nicht zwangsläufig die teurere Option. Der Hemmschuh war bisher, dass selbst die kleinsten handelsüblichen Verflüssiger auf Stickstoff-Basis etwas weniger als 100 m³ LNG Tagesproduktion haben. Soviel Rohgas auf einmal produziert noch nicht einmal die größte Biogas-Anlage des deutschen Sprachraums.
Damit sind diese Ungetüme uninteressant für den Gaserzeuger, auch wenn er ins Netz gehen und somit zumindest virtuell an einem zentralen Verflüssiger BioLNG herstellen kann.
Heute stehen indessen Nano-Verflüssiger in Entwicklung die 20 mal weniger Verflüssigungsleistung und damit genau die richtige Größe für diese Anlagen haben. Darüberhinaus sind diese Nano-Anlagen samt Tank in einem Container verpackt, den man egal wo aufstellen kann. Und sie sind Monkey Proof – was soviel heißt, dass sie im Prinzip von einem Affen richtig bedient werden könnten. 5 Tonnen Tagesproduktion – das sind 11 m³ LNG oder aber eben 5000 Kilo Erdgas.
Eine solche Anlage verbraucht dabei etwa 7000 m³ Methangas – das liegt absolut im Bereich dessen was eine Biogas-Anlage kann. Damit würden sie zu ihren eigenen Treibstoffproduzenten werden und somit ganze autonome Gemeinden ermöglichen, die sich lokal ihren gesamten Treibstoff aus der Biogas-Anlage besorgen. Denn mit BioLNG haben sie perfekten Diesel-Ersatz geschaffen und diesmal ohne teures Netz.
Wenn das kein besserer Markt als Strom ist…