Im Jahr 1989, ich war gerade zur Ausbildung in Stammersdorf um ein Blauhelm zu werden, geschah was geschehen musste. Die Sowjetunion brach in sich zusammen und mit ihr der sogenannte Ostblock. Mit einem Mal gab es nördlich und östlich von uns wieder etwas. Sowas wie Menschen und Länder.
Damit war auch die ewige Teilung der Donau am Ende. Man konnte die Donau wieder von Regensburg bis ins Schwarze Meer ungehindert befahren, was zu meinen Lebzeiten vorher undenkbar gewesen war.
Was hatte diesen Zusammenbruch überhaupt erst ausgelöst, und noch interessanter, was waren die tieferliegenden Gründe? Ich hatte nicht in der Schule vom Wettkampf zwischen den Systemen gelernt, und abhängig davon mit welchem System der Lehrer gerade sympathisierte, wurde das eine oder das andere gepriesen.
Ich hatte dann lange wilde Jahre, bevor ich mich entschloß die Energiewelt zu meiner zu machen. Und ich entdeckte wieder etwas, das ich mit dem Ende des Kommunismus überwunden glaubte. Die Lust nach grandiosen Projekten, die groß und wichtig waren und von denen jedes einzelne ganze Heerscharen von Problemen beseitigen sollten.
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hatte ich tiefes Misstrauen in diese fabelhaften Pläne. Die Sowjets hatten ihre 5-Jahres- Pläne – im Prinzip ein Masterplan für 5 Jahre eben. Und da er immer perfekt war, konnte er niemals schief gehen, also wurde alles gemacht damit er so perfekt bleibt wie er halt sein musste. Die Folgen sind Geschichte.
Warum diese Sucht nach Masterplänen? Weil die meisten Menschen sich einfach nicht mit dem Chaos anfreunden können. Als ich noch ein Teenager war, hatte ich auch noch den Drang alles zu ordnen und wenn es auch ein unerfüllbarer Traum bleiben sollte, stellte ich mir doch eine ordentliche Welt vor. Mit dem Alter trat etwas merkwürdiges ein. Viele meinten ich würde ruhiger werden, was aber nicht im geringsten eintrat. Aber ich begann das Chaos rund um mich zu genießen und heute käme mir eine ordentliche Welt schal und leer vor.
Die Realität lässt sich nun einmal nicht in einen Masterplan gießen und dann kommt alles so wie man sich das in seiner Phantasie ausgemalt hat. Die Realität hat ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten und schert sich nichts um unsere Pläne.
Als ich im Jahr 2009 das erste Mal nach Afrika ging um mich dort nach LNG für EconGas umzusehen, traf ich den selben Wahnsinn gleich wieder. Die Afrikaner haben ein gewaltiges Elektrizitätsproblem und versuchen es mit einem wilden Sammelsurium an Masterplänen aus der Welt zu schaffen. Die funktionieren nur nie. Nicht wegen Afrika. Diese Monstrositäten funktionieren in Wahrheit nirgends auf der Welt, aber wir sind heute gut im Verstecken und Dissimulieren.
Heute will ich helfen, dass LNG als Treibstoff in Mitteleuropa eine Realität wird. Dabei schiele ich natürlich auch auf die Donau um sie einerseits als Transportkorridor für LNG auf Donau-Lastkähnen nutzbar zu machen, und andererseits auch um die Donauschiffer mit LNG als Treibstoff zu versorgen. Ist immerhin sauberer und gleichzeitig billiger.
Und was sehe ich? Wieder eine Mixtur an Masterplänen und Metastrategien. Die haben alle bis jetzt nichts gefruchtet, weil die Donauschifffahrt heute immer noch im selben grässlichen Zustand ist wie vor 10 Jahren, vor 20 Jahren oder vor 40 Jahren. Die Pläne kamen und gingen und nichts Positives hat sich getan.
Warum glauben wir, dass es diesmal anders sein wird, nur weil wir wieder einen neuen Masterplan aus der Lade ziehen? Wird nicht geschehen. Masterpläne garantieren ihren Erschaffern toll bezahlte Jobs. Das ist es aber auch schon.
Ich möchte LNG zu einem Treibstoff für Schwerfahrzeuge in Österreich machen und ich möchte die LNG- LKWs, LNG-Busse, LNG-Schwerfahrzeuge und Maschinen, LNG-Loks und LNG-Schiffe auf der Donau in sehr wenigen Jahren fahren sehen. Dazu braucht es keinen Masterplan, sondern ein scharf kalkuliertes Projekt in dem sich jeder wirtschaftlich wiederfindet.
Das ist ein Projekt mit Zahlen daran, einem konkreten Gasbezug, konkrete Investoren, Betriebskosteneinschätzungen und festen Timelines. Denn erst wenn ein Pilot im Kleinen gezeigt hat, dass es geht, und wie es geht, darf man sich an das größere wagen.
Ich habe in meinem Leben einige wenige Regeln gelernt, wenn es um die Realisierung von Projekten geht:
– beiß immer nur ab was du auch kauen kannst
– lerne krabbeln bevor du laufen lernen willst
– lerne aus den Fehlern des letzten Schrittes und mache den Nächsten besser
Ein Masterplan lässt das alles nicht zu. Er beißt immer gleich alles ab, damit das komplette Problem gelöst wird, nicht nur ein Teilchen. Er will immer gleich alles auf einmal, weil er die Schritte noch gar nicht kennt, und er kann nicht lernen weil ja alles von vorn herein beschlossen werden muss. Schließlich muss da ein Budget rauf und wenn man die Zahlen nicht weiß, dann hält man eben den Daumen in den Wind.
Masterpläne sind nur dann etwas Wert wenn sie ein grober Wegweiser sind,aber dann passen die auf ein Blatt A4. Jene die ich kenne, sehen aber immer eher wie ein kleines Telefonbuch aus.